Buchtipps: Die Memoiren von Irvin Yalom, „Schlussstücke“ von Luise Reddemann und „Sterben für Anfänger“ von Alexandra Friedmann

In meinem Urlaub, der morgen leider schon wieder vorbei ist, hatte ich Zeit und Lust zum Lesen. Eigentlich wollte ich ja endlich den Roman von Auster weiterlesen, habe dann aber merkwürdigerweise nur Bücher gelesen, die sich mit dem Ende des Lebens beschäftigen. Der Einstieg war das Buch von Alexandra Friedmann, das ich hoffungsfroh meinem ältesten Sohn nach einem Tipp der Buchhändlerin geschenkt hatte, der aber kein gesteigertes Interesse daran hatte. Es ist leicht und lustig zu lesen und hat auch tiefer gehende Sequenzen, die mich aber seltsamerweise nie wirklich berührt haben.

Danach hatte ich eine interessante Leseerfahrung mit dem Alterswerk von Luise Reddemann „Schlusstücke – Gedanken über Vergänglichkeit und Tod“. Das hatte ich mir direkt gekauft nach ihrem Ego-States-Seminar Anfang Juli in Brühl. Ich hatte beim Lesen immer mein Tablet in der Nähe und habe mit Kopfhörern direkt nachgehört, was sie selbst berührt hat zum Thema Vergänglichkeit, Altern, Sterben, Tod und Trauer wie z.B. „Ich hatte viel Bekümmernis“ von Bach, den sie besonders verehrt. Auch habe ich mir ein altes Video von Pina Bauschs Tanztheater: Orpheus und Eurydike angeschaut und nachzuspüren versucht, was Frau Reddemann meint und hier meine ich es verstanden zu haben. Es ist wirklich beeindruckend, was sie zusammengetragen hat aus der Musik, der Philosophie und der Literatur und wie sie immer auch den Rückbezug zur Psychotherapie leistet. Ich habe also viel länger als sonst für ein kleines Büchlein gebraucht, es aber auf mehreren Ebenen als sehr sinnlich und berührend empfunden und ich kann mir gut vorstellen, dass ihre Fragen nach einem gelingendem Tod oder wie das Abschiednehmen gehen kann, sehr tröstend sein können auch für meine KlientInnen, die gerade sehr mit den wesentlichen Dingen im Leben beschäftigt sind.

Zuletzt habe ich bis eben gerade die Memoiren von Irvin D. Yalom gelesen: „Wie man wird, was man ist“. Ich hatte das Buch schon zwei Mal verschenkt, um es mir dann aber von einer anderen Freundin auszuleihen. Yaloms „Die rote Couch“ war das erste Buch mit psychotherapeutischen Themen, das mich vor etwa fünfzehn Jahren wirklich sehr beeindruckt hat. Ich habe dann eigentlich alles von ihm gelesen und bin sehr begeistert davon, wie früh ihm Empathie und Mitgefühl in der Arbeit mit Patienten in der damals sonst eher distanzierten Therapeutenlandschaft war und dass er, genau wie Rogers, die Beziehung auf Augenhöhe und die Authentizität als wesentliche Komponenten für eine hilfreiche Therapie angesehen hat. Die Memoiren lesen sich leicht und es kommt mir ganz häufig so vor, als würde ich alte Bekannte treffen, weil er über Begegnungen mit Viktor Frankl oder Rollo May schreibt und zudem die Inhalte seiner Bücher kurz skizziert. Manchmal finde ich ihn etwas eitel, wenn er betont, welche Preise er entgegen genommen hat und wieviele Menschen im Plenum saßen, um ihn zu hören, aber meiner Empfindung nach gleicht er es wieder aus, wenn er dem Leser seine Scham und seine weniger ruhmreichen Beziehungen z.B. zu seiner Mutter zeigt. Besonders schön finde ich es, wie er über die Beziehung zu seiner Frau Marilyn schreibt, die selbst eine steile wissenschaftliche Karriere hatte. Beide haben sich, so klingt es zumindest heraus, nach Beendigung ihres Studiums gleichberechtigt um die Erziehung ihrer vier Kinder gekümmert und entschieden, wo sie leben. Ein buntes, volles und erfülltes Leben liegt hinter und hoffentlich noch ein paar gute gemeinsame Jahre vor ihnen. Sehr beeindruckend.