Ferdinand von Schirach im Hotel Matze

Heute hatte ich eine sehr angenehme Fahrt Richtung Oldenburg. Die A1 war nicht wirklich voll, die Klimaanlage tat, was sie sollte und ich hörte den Podcast von Matze Hielscher. Dieses Mal stellte er Ferdinand von Schirach seine Fragen, wobei er tatsächlich nicht so viel tun musste, weil sein Gast ausführlich und detailreich antwortete bzw. seine eigenen Geschichten erzählte. Anfangs habe ich darüber nachgedacht, ob ich die Art von Schirachs eigentlich sympathisch finde und ob ich ihm überhaupt zuhören möchte.

Er beschreibt, dass sein innerer Antreiber für das Schreiben eine stete Unzufriedenheit sei und dass er eigentlich nie ganz glücklich sei, es eigentlich auch nicht sein könne als Autor. In seiner Zeit als Strafverteidiger hatte er etwa fünf Jahre das Gefühl, dass es jederzeit auffliegen könnte, dass er gar nichts kann (Impostorphänomen). Das kenne ich von vielen Menschen (und manchmal auch von mir selbst). Obwohl sie höchst erfolgreich, gut ausgebildet und fleißig sind, zweifeln doch etliche daran, dass sie ihren Job gut machen. Von Schirach verrät, er hätte das Anwaltsein meistens nur gespielt. An anderer Stelle fühlte ich mich um Jahre zurückgesetzt, als er sagte, sein einziger Indikator für ein gelungenes Werk, sei es Musik, Kunst oder Literatur inklusive seiner eigenen, könne nur sein, ob sie ihn berühre. Dazu müsse man im besten Fall viel wissen, in welchem geschichtlichen und sozialen Kontext das Werk entstanden ist. Weiter erzählt und doziert er, immer angereichert mit bildhaften Beispielen und niemals zu privat werdend, über die Ethik des Rechts, Depressionen, die Stoiker – und alles ist interessant! Er lobt sich nie selbst, will sich nicht selbst analysieren und antwortet auf die Frage nach dem Sinn „Versuchen Sie ein bisschen, das Richtige zu tun und das reicht auch schon.“

Zum Schluss albert er sogar ein wenig herum und jetzt bin ich soweit: ich kaufe ich mir zuallererst sein Buch „Kaffee und Zigaretten“ (und hoffe, es ist ein ganz bisschen wie „Smoke“ oder „Blue in the face“ :-)) und bin gespannt, ob mir sein reduzierter Stil gefällt und ob es mich berührt… Klick!

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