möchte ich mal meine Wut niederschreiben. Über Männer, die in den sozialen Medien unter jedem Artikel, in dem es um Gewalt an Frauen oder um das Aussehen von Frauen geht, ihre misogynen Ergüsse posten. Die Frauen werden abgewertet, sie werden als unfähig, psychisch krank oder – besonders widerlich- als „nicht fuckable“ tituliert. Vor Jahren habe ich mal all meine Freundinnen gefragt, ob sie jemals (sexuell) belästigt wurden von Männern. Das Ergebnis: Alle! Begrabscht, bedroht, angemacht, aggressiv angetanzt, bedrängt, mit ekelhaften Geräuschen und Gesten belästigt, massiv beleidigt bei Zurückweisung, usw. usw.
Ich weiß gar nicht mehr, wann der Roman von Siri Hustvedt „Sommer ohne Männer“ herauskam, das ist bestimmt aber schon 15 Jahre her und ich habe das Buch verschlungen, so wie eigentlich alles von ihr und ihrem leider schon verstorbenen Mann Paul Auster. Beide haben schon ganz früh über reaktionäre Frauenbilder seitens der Republikaner geschrieben und auch 2016 deutlich vor Trump und seinen schlimmen frauenverachtenden Aussagen gewarnt. Hier ist ein kleiner Auszug aus dem Doppelinterview von 2016:
„Hustvedt: Monatelang wurden Trumps Beleidigungen damit erklärt, dass er eben kein Politiker sei. Es ist ein dummes Argument, weil es hieße, man dürfe Hass säen, nur weil man ein Außenseiter und Milliardär ist. Ich glaube, man hat ihm vieles durchgehen lassen, weil er gegen eine Frau antritt. Das ist der wahre Grund – die Frauenfeindlichkeit. Im Geheimen werden sich viele Männer gesagt haben: Richtig so, Donald, endlich zahlt es einer diesen Weibern mal heim. Zeig es ihr nur, Donald!
profil: Woran krankt das Land mehr -an Rassismus oder an Frauenfeindlichkeit? Hustvedt: An beidem. Über Frauenfeindlichkeit zu sprechen bereitet aber vielen noch mehr Mühe, als über Rassismus zu reden. Sozialwissenschafter haben in einer Untersuchung 2000 fingierte Bewerbungsschreiben an Professoren wichtiger amerikanischer Universitäten verschickt. Derselbe Inhalt, dieselbe Form. Sie haben nur verschieden unterschrieben: einmal mit einem Männer-, einmal mit einem Frauennamen. Dann noch ein Durchgang, einmal mit einem afroamerikanischen und einmal mit typisch hispanischem Namen. Das Ergebnis lautete, dass der weiße Junge am meisten Antworten erhielt, die schwarze Frau am wenigsten. Der Einfluss der Hautfarbe war geringer als der Einfluss des Geschlechts.“ Hier findet man das ganze Interview: Klick! https://www.profil.at/kultur/us-schriftstellerpaar-auster-hustvedt-ueber-trump-wir-haben-alle-angst-7673508
Und seitdem ist es gefühlt immer massiver geworden, auch hier. Noch nie ist ein Volk glücklich geworden, wenn die Hälfte der Menschen schlecht behandelt wurden. Noch nie. Meine Strategie bislang war, diesen Leuten nicht allzu viel Raum zu geben, ihnen nicht noch mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Aber das hat nicht geholfen. Im Gegenteil. Ich arbeite fast jeden Tag mit Teams und Einzelpersonen, die Menschen darin unterstützen, im Leben besser zurecht zu kommen. Viele von ihnen begleiten Frauen und Mädchen in höchster Not, die tagtäglich Gewalt und Misogynie erleben. Jeden Tag stirbt eine Frau in Deutschland durch Femizid. Ich bereite gerade weiter das Traumaseminar vor, das im Herbst startet und befasse mich mit den Folgen der Gewalt, der Beschämung und dem Schmerz.
Ich werde mich ab jetzt also deutlicher zeigen, mich dagegen stemmen, wenn gegen Frauen gewettert wird, weil sie Frauen sind, wenn sie systematisch abgewertet werden. Ich erziehe meine Söhne zu guten Männern, meine Tochter zu Mut und Stärke. In Zukunft werde ich so oft ich kann Männer direkt ansprechen in Kommentaren unter misogynen Postings und nicht durch Stillschweigen Zustimmung signalisieren. Besonders freue ich mich, wenn andere Männer, die es ebenfalls satt haben, wenn sich ihre Geschlechtsgenossen so schlecht benehmen, sich ebenfalls deutlich positionieren. Das sind doch die allermeisten, die es schätzen, wenn wir Augenhöhe haben, oder?
Wir können hier viel von den jungen Frauen lernen, z.B. von Tara Wittwer und Louisa Dellert, die sich täglich in den sozialen Medien zu diesen Themen äußern (und dafür natürlich massiv angefeindet werden). Klick!
Hier ein unsäglicher Beitrag, in dem ein Fitness-Studio-Besitzer seine Meinung äußert, während Tara Wittwer, die studierte Kulturwissenschaftlerin und Autorin ist, dagegen hält und erstaunlich ruhig und zuweilen – lustig augenrollend – Fakten nennt. Auch der Moderator Leon Winscheidt macht hier leider keine gute Figur. Klick!
Und hier was von der Influencerin, Autorin und Moderatorin Louisa Dellert, die schon Jahren einen Instagram-Kanal mit dem Titel „Unshame“ betreibt. Klick!
Ich wünsche allen tollen Frauen heute einen schönen Tag und besonders denen, die sich immer schon für den Feminismus stark gemacht haben. Danke.