Marina Abramovic – Anders hören

In der aktuellen Ausgabe der Zeit fragt Christine Lemke-Matwey im Feuilleton danach, was Marina Abramovic bewegt. Das neueste Projekt der mittlerweile 72- jährigen Künsterlin heißt „Anders hören“ und um in diesen Genuss zu kommen, muss man in der Alten Oper in Frankfurt Handys, Uhren und Taschen abgeben und schweigen. Man bekommt einen Kopfhörer aufgesetzt, der den Schall schluckt und kann dann Dinge tun, wie Linsen zählen, Blindekuh spielen oder auf einem Feldbett schlafen, alles so lange und so oft man möchte. Nach einigen Stunden sind die Sinne geschärft und jedes Handeln geschieht achtsamer als zuvor. Am darauffolgenden Tag begrüßt die „Perfomance-Päpstin“ die Zuhörer über den Videoscreen und das Konzert beginnt mit Atem- und Stimmübungen von 2000 Menschen, aber keiner singt. Dafür treten Musiker nacheinander und sehr langsamen Schrittes auf die Bühne und spielen ein Solo, kein Miteinander, kein Ensemble, kein Orchester. Das Publikum darf herumlaufen, Nähe und Distanz erproben, liegen, schlafen, herumlümmeln. Lemke-Matwey ist am Ende nicht überzeugt von dem neuen Projekt: „[…] Und so ermüdet man bald vor einem Weltmusikstrom, der Vertrautes an Exotisches reiht und nichts Universelles gewinnt. Außerdem neigt die zweite Hälfte stark zum Dudelig-Esoterischen.[…].Blackout. Und Applaus. Eigentlich wie immer“.

Ich würde mir das tatsächlich gerne mit eigenen Ohren anhören, vor allem deshalb, weil ich Marina Abramovic so spannend finde, in dem, was sie seit Jahrzehnten auf unglaublich intensive, fast immer über die Grenzen gehende und selbstzerstörerische und gleichzeitig heilende Weise tut. Hier dazu der sehr faszinierende Film „The artist is present“, den es auf Youtube in mäßiger Qualität zu sehen gibt: Klick!