The artist is present. Marina Abramovic und Ulay. Museum of Modern Art.

Ulay (Frank Uwe Laysiepen), mehr als ein Jahrzehnt sowohl auf künstlerischer als auch privater Ebene der Partner von Marina Abramovic, ist gestern nach langer Krebserkrankung verstorben. Seine fast immer drastische Kunst habe ich nicht ganz verstanden. So hat er sich ein Stück Haut tätowiert und diese dann entfernen lassen – und nicht verkauft sondern irgendwo aufbewahrt. Er hat in den 70er Jahren in der Nationalgalerie Spitzwegs „Der arme Poet“ entwendet und diesen dann in der Wohnung einer türkischen Gastarbeiterfamilie über dem Sofa aufgehängt. Und er hat mit Abramovic aufsehenerregende Kunst geschaffen, oft nackt, blutig, immer radikal.

Auch wenn beide immer wieder zur Legendenbildung beigetragen haben und nicht immer klar war, was wirklich stimmt oder einfach zu einer guten Geschichte gehört, finde ich die letze gemeinsame Performance der beiden berührend: „The lovers“. Von den unterschiedlichen Enden der Chinesischen Mauer liefen sie aufeinander zu, er von der Wüste Gobi aus, sie vom Gelben Meer, 2000 km, um sich in der Mitte zu umarmen und sich dann zu trennen. Mehr als 20 Jahre später trafen sie sich wieder, als Abramovic im Moma ihr Projekt „The artist is present“ (s. März 2019) durchführt, in dem sie drei Monate jeden Tag still auf einem Stuhl sitzt und die Kunstinteressierten sich für einen Moment ihr gegenüber setzen konnten und ihr begegnen konnten, ohne Worte, Berührungen, Gesten, nur mit einem Blick.

Und einer davon war Ulay….Klick!