Trauma und Flucht

In Vorbereitung auf ein Seminar in Köln am kommenden Wochenende habe ich noch mal meine Literatur zum Thema Flucht und Trauma durchforstet und festgestellt, dass es neben meinem Favoriten „Verkörperter Schrecken“ von Bessel van der Kolk (vgl. Blogeintrag von Oktober 2018) wirklich gute und hilfreiche Bücher gibt, die vor allem auch Laien leicht zugänglich sind. Das finde ich besonders wichtig für Helfer, Ehrenamtliche und für alle, die beruflich mit geflüchteten Menschen zu tun haben. Besonders praxisnah finde ich „Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen“ von Dima Zito und Ernest Martin, die einen Leitfaden mit fast 100 Seiten entwickelt haben. Hierin wird anschaulich und in gut verstehbarer Sprache beschrieben, wie man Traumafolgestörungen erkennt, welche Symptome und Folgestörungen auftreten können und wie wir als Helfer hilfreich handeln und uns dabei auch selber schützen können. Praktische Checklisten und traumapädagogische Empfehlungen helfen dabei, etwas mehr Sicherheit im Umgang mit Flüchtlingen zu bekommen und ein tieferes Verständnis für sie zu entwickeln.

Ein weiteres empfehlenswertes Buch zum Thema ist „Flucht und Trauma. Wie wir traumatisierten Flüchtlingen wirksam helfen können“ von dem Therapeutenpaar Udo Baer und Gabriele Frick-Baer. Hierin wird sehr einfühlsam beschrieben, was es bedeutet, wenn aus großer Not heraus alles aufgeben, die Liebsten im Ungewissen zurücklassen und unter allergrößten Gefahren die Heimat verlassen muss. Der Leser erlebt einen Perspektivwechsel und kann ein kleines bisschen besser verstehen, warum so viele sprachlos und handlungsunfähig sind und warum Lernen so schwer ist für das traumatisierte Gehirn. Empfehlenswert sind beide Bücher, gerade weil sie unterschiedliche Ansätze haben: das eine eher praxisorientiert, gut gegliedert und nachschlagbar, das andere enthält viele Aussagen von den traumatisierten Menschen selbst, erklärt gefühlvoll, was eingentlich unfassbar ist und berührt den Leser nachhaltig.